Leiter entwickeln in der Ortsgemeinde

Viele Gemeindeleiter, die Gemeindewachstum anstreben, haben sich Leiterentwicklung als eine ihrer Kernaufgaben auf die Fahne geschrieben. Aus gutem Grund. Ich habe selber Gemeinden gegründet und das meiste, was es zum Thema Gemeindewachstum gibt, studiert. Alle Faktoren, die Gemeinden zum Wachsen bringen, lassen sich auf drei reduzieren, ohne die es absolut nicht geht. Genauso wie kein Brot ohne Mehl, Wasser und Treibmittel denkbar ist, gibt es kein Gemeindewachstum ohne Gebet, Evangelisation und Leiterentwicklung.

Allgemein bekannt. In der Theorie. ‚Allgemein bekannt‘ heißt aber längst nicht ‚allgemein praktiziert‘. Tatsächlich erlebe ich wenige, die es wirklich tun. Entweder fehlt die Kapazität, oder sie wissen nicht, wie sie es anpacken sollen. Ich möchte an dieser Stelle praktische Wege aufzeigen, die funktionieren – selbst bei begrenzter Kapazität.

Lektionen aus der Praxis
Gemeinsam mit meinem Team habe ich in den letzten Jahren weltweit mehr als 10.000 Leiter trainiert. Wir haben unsere Erfahrungen intensiv ausgewertet, vieles verbessern müssen und dabei immens viele Lektionen gelernt. Folgende Wege haben sich als die effektivsten bewährt:

Methoden zur Entwicklung von Leitern

  • Training vor Ort mit Follow­-Up
  • Online­-Mentoring-­Gruppen mit monatlichen Treffen
  • Peer­-Coaching* in Kleingruppen vor Ort oder online
  • Peer-­Coaching in Zweiergruppen
  • Persönliches Mentoring
  • Persönliche Wachstumspläne

Training vor Ort und mit Follow-Up
Training machen viele. Das Entscheidende aber ist das dazugehörige Follow-Up. Eine Trainingsorganisation hat den nachhaltigen Impact von Trainings analysiert: Trainings, die ein isoliertes Event waren, wurden mit solchen verglichen, für die ein regelmäßiges Follow-Up organsiert wurde.

Hier der Vergleich:

Ohne Follow-Up
Mit Follow-Up

Eine effektive Methode von Follow-Up ist ein monatliches Treffen, vor Ort oder online, wo sich Teilnehmer über die praktische Umsetzung der Trainingsinhalte austauschen.

Online-Mentoring-Gruppen mit monatlichen Treffen

Wo angehende Leiter nicht in der Nähe leben, kann der Prozess vollständig online stattfinden. Auch wenn weiterhin viele dazu neigen, solche Treffen vor Ort zu organisieren, zeigt die Erfahrung, dass Online-Gruppen genauso effektiv sein können. Dies gilt besonders, wenn die Gruppe sich bereits kennt.

Peer-Coaching in Kleingruppen vor Ort oder online

Großes Potenzial liegt im gemeinsamen Lernen von Peer* zu Peer. Leiter, die sich in der gleichen „Wachstumszone“ befinden, ringen mit ähnlichen Aufgaben, Herausforderungen und unbeantworteten Fragen. Ehrlicher Austausch kann bessere Lösungen bringen als der Input von einem Experten, der nicht in der gleichen Wachstumszone steht. Die Aufgabe des Leiterentwicklers ist lediglich, eine solche Gruppe anzustoßen. Er selbst ist nicht Teil der Gruppe. Die Zeitinvestition ist minimal, der Ertrag enorm. Der letzte Kasten in diesem Artikel enthält eine Liste von Coaching-Fragen für eine solche Kleingruppe.

Peer-Coaching in Zweiergruppen

Diese sind analog zu Peer-Coaching in Kleingruppen, mit dem einzigen Unterschied, dass sie eine Zweierschaft sind. Das macht die Erfahrung für jeden Teilnehmer intensiver, das Vertrauen kann noch schneller wachsen.

Persönliches Mentoring

Manche komplexen Wachstumsschritte können nur gemeinsam mit einem Leiter identifiziert werden, der mehr Erfahrung hat. Er leitet einen jüngeren Leiter im Wachstum von Charakter und Kompetenz an und vermittelt seine Erfahrung.

Persönlicher Wachstumsplan

Wir machen Pläne für so viele Dinge, warum nicht für unser höchstes Gut: für uns selbst und unser Wachstum? Einen solchen Plan zu entwickeln, beinhaltet fünf Schritte:

  1. Unterstützung suchen: Das kann ein Freund, Mentor oder Peer sein. Ermutigung und Rechenschaft erhöhen die Erfolgschancen signifikant.
  2. Wachstumsbedürfnisse identifizieren: Dies geschieht durch das Reflektieren von zwei Fragen: In welchen Bereichen meines Charakters und meiner Führungskompetenz empfinde ich den Wunsch, wachsen zu wollen? Und: Wo verlangt es die vor mir liegende Dienstsituation, dass ich wachsen muss, um sie zu meistern? Ich empfehle, sich auf ein bis zwei Wachstumsbedürfnisse zu konzentrieren. Beispiel: Andere fühlen lassen, dass sie geliebt sind.
  3. Wachstumsziele festlegen: Festlegen, wie das Wachstum aussehen soll. Beispiel: „Ich möchte lernen, in jeder Begegnung etwas zu sagen oder zu tun, dass der andere sich geliebt fühlt.“
  4. Commitment zu konkreten Wachstumsschritten: Konkrete gangbare Schritte auf das Wachstumsziel zu identifizieren. Beispiel: „Ich werde die Liebessprache meiner wichtigsten Mitarbeiter herausfinden und sie in jeder Begegnung sprechen.“
  5. Fortschritt auswerten: Eine ehrliche Auswertung vornehmen, idealerweise im Gespräch: Wieviel Fortschritt habe ich beim Verfolgen meiner Wachstumsziele gemacht? Wie konsequent war ich, meine Wachstumsschritte umzusetzen? Welche neuen Wachstumsziele setzte ich mir?

Dies sind die Schlüsselfragen, die jemand, der Leiter fördern will, vor der Entwicklung des eigenen Konzepts beantworten sollte:

Schlüsselfragen zur Umsetzung:

  • WER? Angehende Leiter, die sich im bisherigen Dienst als zuverlässig erwiesen haben und das Poten­zial zeigen, Multiplikatoren zu werden
    (nach 2 Tim 2,2).
  • WORIN? In den Merkmalen und Kompetenzen apostolischer Leiter. Diese sind beschrieben im Artikel „Apostel heute“ in der letzten
    Charisma ­Ausgabe Nr. 206, S. 18/­19.
  • WIE? Wähle aus der Liste der hier beschriebenen Methoden einen Ansatz aus und beginne mit diesem. Später kannst du weitere Ansätze hinzufügen.

Hilfe, niemand fördert mich als Leiter!
Wenn deine Leiter dich nicht aktiv fördern, kannst du dein Wachstum selbst in die Hand nehmen. Suche dir ein bis zwei Gleichgesinnte und trefft euch alle zwei bis vier Wochen für 60 bis 90 Minuten, um euch gegenseitig zu fördern. Folgende Coaching-Fragen können euer Wachstum als Leiter stimulieren:

Coaching-Fragen:

  • Was hast du in den letzten Wochen gelernt?
  • Was läuft derzeit gut? Was sind die Faktoren, die dazu beitragen?
  • Welches Prinzip kannst du daraus lernen?
  • Was läuft derzeit nicht so gut?
  • Was sind die Faktoren, die dazu beitragen?
  • Was ist ein möglicher Schritt, um die Situation zum Besseren zu ändern?
  • Womit ringst du momentan persönlich?
  • Welche Unterstützung würdest du dir wünschen?

Mehr zum Thema auch auf: www.catalyticleadership.info

Autor

  • Dr. Emanuel Prinz

    Dr. Emanuel Prinz ist ein international tätiger Consultant, der christlichen Werken, Denominationen und Netzwerken bei der Multiplikation von Gemeinden und der Entwicklung von Leitern hilft. Er ist Autor mehrerer Bücher zum Thema. Er ist gesandt von der Jesus-Haus Gemeinde Düsseldorf und Globe Mission.

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