Warum wir als Christen an der Seite Israels als Staatswesen stehen

Israel ist derzeit täglich in den Nachrichten. Sehr oft wird Israel einseitig aufgefordert, die Waffen ruhen zu lassen. Weltweite Forderungen nach einer Kapitulation der Hamas sind dagegen selten. Entdecken Sie in dem Beitrag von Dr. Tobias Krämer, fünf Gründe, warum wir als Christen in vielfältiger Weise an der Seite des Staates Israel stehen sollten, ohne in allen Punkten mit der gegenwärtigen Regierung übereinstimmen zu müssen.

  1. Biblisch-theologische Gründe
    Die biblische Heilsgeschichte, die Gott im Rahmen der Weltgeschichte schreibt, beginnt mit Abraham. Abraham erhält von Gott eine doppelte Verheißung: Abraham soll (1.) ein Land und ein Volk bekommen, also zur Nation Israel werden, und dieses Projekt soll (2.) zum Segen für die ganze Welt werden (1. Mose 12,1-3). Die Nation Israel ist unter Saul/David tatsächlich entstanden, aber der Bund mit Gott wurde oft gebrochen. Immer wieder erlebte Israel Gottes Gericht, verlor das Land und wurde unter die Völker zerstreut. Gottes Gericht war aber immer begleitet von Verheißungen der Wiederherstellung Israels, die bis ans Ende der Zeiten reichen (z.B. Jeremia 30-33). Denn Gott bereut seine Gaben und seine Berufung Israels nicht (Römer 11,29). Die Wiederauferstehung des Volkes Israel war also aus biblischer Sicht zu erwarten und ist seit ca. 120 Jahren im Gange. Das sollte Christen hellhörig machen.
  • Rechtliche Voraussetzungen
    Als der Antisemitismus im 19. Jahrhundert immer stärker wurde, erkannte der Wiener Publizist Theodor Herzl, dass die Juden wieder einen eigenen Staat brauchten: einen sicheren Ort in der Welt. Dafür setzte er sich den Rest seines Lebens ein. 1917 veröffentlichten die Briten die so genannte Balfour-Deklaration und sprachen sich für eine Neugründung Israels aus. 1918 endete der Erste Weltkrieg und der Nahe Osten wurde neu geordnet. Mehrere neue Staaten entstanden – eine einmalige Chance. 1920/22 erhielten die Briten vom Völkerbund (dem Vorläufer der UNO) das Mandat, in Palästina eine „jüdische Heimstätte“ zu schaffen. Dieses Mandat war völkerrechtlich bindend. Die weitere, bis heute andauernde Problemgeschichte darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Israel völkerrechtlich ein klares Existenzrecht hat, das aber – direkt oder indirekt – ständig angegriffen wird. Dieses Recht gilt es zu verteidigen.
  • Geopolitische Überlegungen
    Israel liegt strategisch an der Schnittstelle zwischen Europa, Afrika und Asien. Es ist von großer geopolitischer Bedeutung, dass sich an dieser Stelle eine Nation befindet, die sich für die Menschenrechte einsetzt, die Rechte der Frauen verteidigt, sich weltweit humanitär engagiert und eine Brücke zwischen den Kontinenten schlägt. Israel ist auch das einzige freiheitlich-demokratische Land im Nahen Osten. Es ist jedoch umgeben von mehr oder weniger totalitär regierten muslimischen Nationen, in denen es auch radikalislamische Strömungen gibt, die Israel auslöschen wollen. Diese sind jedoch nicht nur Israel, sondern auch Europa gegenüber feindlich eingestellt. Israel fungiert somit als Bollwerk gegen den radikalen Islam. Dies ist einer der Gründe, warum es so viele Konflikte um Israel gibt. Dabei ist zu bedenken, dass nicht Israel das Problem des Nahen Ostens ist, sondern umgekehrt: Die Probleme des Nahen Ostens manifestieren sich in Israel. Deshalb verdient Israel Unterstützung.
  • Historisches Bewusstsein
    Der Staat Israel wurde 1948 gegründet, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Der Holocaust war kein isoliertes Ereignis. Er war der Höhepunkt einer jahrhundertelangen Geschichte der Judenfeindschaft: Verfolgung, Hass, Enteignung, Entwürdigung, Hetze, Vertreibung, Pogrome, Mord und Totschlag. Antisemitismus ist ein weltweites Phänomen, aber im christlichen Europa haben die Juden am meisten gelitten – das ist tragisch. Heute ist der Staat Israel ein sicherer Hafen für Juden aus aller Welt. Wo immer Verfolgung ausbricht, haben Juden die Möglichkeit, nach Israel zu ziehen und sich dort in Sicherheit zu bringen. Vor diesem Hintergrund ist es einfach eine Frage des Anstands, sich jetzt und heute zu Israel zu bekennen.
  • Persönliche Herzenshaltung
    Gott hat eine besondere Beziehung zu Israel: Er ist der Gott Israels (2. Mose 3,15; Psalm 121,4), Israel ist Gottes „erstgeborener Sohn“ (2. Mose 4,22) und Gottes auserwähltes Volk (5. Mose 7,6-8). Nach 1800 Jahren der Zerstreuung und Feindschaft unter den Völkern leben wir heute in der Phase, in der Gott Israel wiederherstellt. Die Juden kehren zurück, sie kommen nach Hause. Die Frage ist, ob wir Christen die besondere Beziehung Gottes zu Israel anerkennen und daraus Konsequenzen ziehen. Die Frage ist auch, ob wir angesichts unserer Geschichte unser Verhältnis zu den Juden grundlegend revidiert haben. Beides hätte eine klare Positionierung gegen jede Form von Judenfeindschaft zur Folge: gegen Antisemitismus, Antijudaismus, Antiisraelismus und Antizionismus. Wer die Beziehung Gottes zu Israel achtet und aus der Geschichte gelernt hat, steht an der Seite Israels und tritt für die Juden ein. Christen gehören an die Seite Israels. Das ist ihr natürlicher geistlicher Ort. Das heißt nicht, gegen andere zu sein und alles in Israel toll zu finden. Aber es bedeutet, Haltung zu zeigen und Stellung zu beziehen. Für Israel, an der Seite Israels. Klar und unmissverständlich.

Autor

  • Tobias Krämer

    Dr. Tobias Krämer ist Theologe, Akademieleiter und Gemeindeberater. Bei Christen an der Seite Israel (CSI) leitet er den Bereich "Theologie und Gemeinde". Unlängst verfasste er das hochaktuelle Buch "Das Israel-Projekt: Warum Israel für deinen persönlichen Glauben relevant ist (Israel neu entdecken)".