Im September 1998 schrieb ich auf die Innenseite meiner Bibel drei Träume für mein Leben: „Ich brauche einen gottesfürchtigen Ehemann. Ich brauche ein neues Auto. Ich brauche eine
Vision für einen weltweiten Dienst.“ Während die ersten beiden Wünsche für eine Frau in den frühen Zwanzigern eher gewöhnlich waren, stach der dritte heraus. Im Folgenden beschreibe ich den komplexen Prozess meiner Berufung – von der Empfängnis über das Innere Wachstum bis hin zur Geburt – und was dann folgte.
Empfängnis
Im Jahr 2000 bekam ich von meiner Universität die Möglichkeit, ein Jahr im Ausland zu verbringen – und verliebte mich sofort in Deutschland. Ich fühlte mich schon immer zur deutschen Sprache hingezogen, obwohl an meiner Schule in Dallas, Texas, fast alle Spanisch lernten. Im Alter von elf Jahren empfand ich eine tiefe Traurigkeit und Liebe für das deutsche Volk wegen seiner tragischen Geschichte, und ich verstand irgendwie, dass viele Menschen Opfer eines falschen ‚charismatischen‘ Führers gewesen waren – in einer Zeit, in der jeder einfach etwas wollte, worauf er stolz sein konnte.
Nach einem Jahr in Deutschland wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein weiteres Jahr im Ausland zu studieren, da niemand an der Universität meinen Platz einnehmen wollte. Ich fastete und betete und wurde von den Worten aus Psalm 105,11-15 berührt: Und [Gott] sprach: „Dir will ich das Land Kanaan geben als euch zugemessenes Erbe“, als sie noch gering waren an Zahl, nur wenige und Fremdlinge im Lande. Und sie zogen von Volk zu Volk, von einem Königreich zum anderen. Er gestattete es keinem Menschen, ihnen Schaden zu tun, und um ihretwegen wies er Könige zurecht: „Tastet meine Gesalbten nicht an, tut meinen Propheten nichts Übles!“
Ich verspürte einen unglaublichen Frieden, für das zweite Jahr zurückzukehren, auch ohne die finanzielle Unterstützung, die ich im ersten Jahr erhalten hatte. Das war der Moment der „Empfängnis“ meiner Berufung – die ersten Anzeichen, dass Gott etwas Neues in meinem Leben tat.
Bewegung im Unsichtbaren
In den folgenden zwei Jahren erhielt ich viele prophetische Worte von verschiedenen Personen, die mir bestätigten, dass ich einen großen Dienst in Deutschland haben würde. Ich wartete ungeduldig auf den Beginn dieses Dienstes. Während ich wartete, lernte ich meinen Mann kennen, bekam zwei wunderbare Kinder, zog in eine andere Stadt und pflegte meine Schwiegereltern. Es war eine Zeit, in der „nichts“ Sichtbares in Bezug auf meinen Traum geschah, außer der unangenehmen Konfrontation mit Charakterschwächen, die mich daran hindern wollten, in meine Berufung einzutreten. Aber dann kam der erste „Kick“: prophetische Bestätigungen und kleine Kostproben des Dienstes, die mir zeigten, dass das „Baby“ lebte und wuchs.
Wachstum in Verantwortung
In jeder Kirche, in der ich diente, fand ich Möglichkeiten, zu leiten und zu dienen. Ich leitete Bibelstunden, baute ein Programm für Hausaufgabenhilfe auf, war Pfadfinderleiterin und diente im Frauenteam. Menschen in schwierigen Lebenssituationen schienen mich immer zu finden, und so habe ich im Laufe der Jahre vielen als Mentorin und Coach gedient. Bevor ich Kinder bekam, arbeitete ich als Englischlehrerin. Aber 2018 erkannte ich, dass ich Menschen auf einer tieferen Ebene dienen wollte, und machte eine Ausbildung als Business Coach. Ich wollte nichts anderes, als in Deutschland eine Kultur des Mutes zu etablieren, frei von drückendem Perfektionismus und zwanghaftem Streben nach Sicherheit. Diese Vision war groß – also machte ich Platz für das Neue in meinem Leben und bereitete mich auf die nächste Phase vor.
Wann geht es endlich los?
Während einer Mutter-Kind-Kur hatte ich Zeit, ein Bild von einem Pfau auszumalen. Dabei erhielt ich ein klares Wort vom Herrn. Er sagte: „Schau dir den Pfau an! Was kann er dafür, dass er so brillant ist, wie er ist? Er schämt sich nicht, er selbst zu sein. Warum versuchst du, dich anzupassen, wenn du geboren wurdest, um herauszustechen?“ Die Erkenntnis, dass ich verzweifelt versucht hatte, ‚weniger amerikanisch‘ zu sein (weniger laut, weniger gesprächig, weniger spontan), hielt mich davon ab, die nächsten Schritte in meiner Berufung zu gehen. Ich spürte, wie Gott mich von meinem Drang nach menschlicher Anerkennung Stück für Stück freimachte und mich befähigte, durch meine Einzigartigkeit Menschenherzen zu erreichen.
Schließlich begann ich, meine Liebe zum öffentlichen Reden zu umarmen – obwohl ich keine Ahnung von den grammatischen Regeln der Artikel in der deutschen Sprache hatte! Ich nannte mich „MutCoach“, um Menschen zu ermutigen, ihre Ängste zu überwinden und mutig zu entscheiden und zu leben. Endlich durfte ich die „Geburt“ meines Dienstes erleben! Ich war voller Entschlossenheit, Vorfreude und Spannung. Gleichzeitig spürte ich große Zweifel über meine künftige Rolle und Verantwortung: Wie sollte ich diese Vision mit der Verantwortung für Familie und Beruf in Einklang bringen? Mit Hilfe meines Mannes begann ich, meine Prioritäten neu zu ordnen und Ruherituale zu etablieren. Er hat mich gelehrt, dass Ruhe im Alltag nicht Stillstand bedeutet.
Das Baby wächst heran
Im Moment befinde ich mich in einer weiteren Wachstumsphase, in der ich viel Arbeit habe, aber auch viel Freude und Hoffnung empfinde. Es ist oft anstrengend und ich brauche viel Unterstützung von meinen Mentoren und meiner Familie. Ich habe viele Fragen über die Zukunft meines Dienstes, aber bin auch erleichtert darüber, dass das, woran ich geglaubt und worauf ich hingearbeitet habe, nun sichtbar wird. Meine größte Herausforderung ist es, „Atmen“ zu lernen und Strategien zu entwickeln, um mich zu entspannen und abzugrenzen. Mein neuer Dienst als Rednerin, Coach und Autorin ist noch verletzlich und erfordert viel Aufmerksamkeit und Opfer. Müdigkeit und Unsicherheit machen sich breit – aber die Freude, die ich spüre, ist unbeschreiblich!
Dieser Prozess des Gebärens und Wachsens meines Dienstes ist komplex und herausfordernd, aber jede Phase bringt mich der Erfüllung meiner Berufung näher. Auf dieser Reise habe ich gelernt, dass Geduld und Vertrauen in Gottes Zeitplan entscheidend sind. Es gibt keine Instant-Berufung, genauso wenig wie es ein Instant-Kind gibt. „Gut Ding will Weile haben“, aber der Weg dorthin lohnt sich so sehr!
Philipper 1,6: Ich bin ganz sicher, dass Gott sein gutes Werk, das er in euch begonnen hat, zu Ende führen wird, bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.