Heiner Rust: Macht dem Heiligen Geist Raum!

Der Heilige Geist drängt: ‚Ich will endlich kommen. Seid ihr bereit?‘ Der Heilige Geist sagt: ‚Ruft mich nicht länger. Kommt ihr! Ich warte auf Euch.‘
Diese mahnenden wie ermutigenden Worte richtete Dr. Heinrich Christian Rust im letzten Plenumstreffen an die Leiterinnen und Leiter des Christlichen Convents Deutschland (CCD)1, die vom 9. bis 11. September in Würzburg zusammenkamen. Tatsächlich wurde die Botschaft zu Rusts Vermächtnis, denn es war seine letzte öffentliche Rede2. Nur wenige Tage später, am 16. September, starb er. Rust war einer der geistlichen Väter des CCD.

Das Wirken des Heiligen Geistes bewusst wollen

Der Theologe und Pastor wies darauf hin, dass in der charismatischen Bewegung in der Vergangenheit „Fehler geduldet“ wurden. Jetzt aber komme eine neue Phase des Lernens.
Rust war Jahrzehnte in der charismatischen Bewegung engagiert, auch in seiner Kirche, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG). „Ich bin so oft herumgereist, habe Seminare gemacht über den Heiligen Geist. Die Leute sagten: ‚Ja, wir wollen neu durchstarten.‘ Und nach drei Jahren komme ich wieder und es ist alles beim Alten geblieben. Es verstaubt.“ Er machte deutlich, dass in dieser Frage die geistlichen Leiter herausgefordert sind, das Wirken des Heiligen Geistes auch ganz bewusst zu wollen.

„Ich will den Heiligen Geist fördern, wo immer ich das kann“

Mit dem ihm eigenen Humor beschrieb er den Wunsch des Heiligen Geistes, in die Gemeinden und Gemeinschaften zu kommen, so: „Ich glaube, dass der Geist wirklich unter der Türschwelle durch will und sagt: ‚Ich will jetzt endlich mal kommen! Seid ihr bereit?‘“
Rust schlug den Leitern und Leiterinnen vor, sich für ein Jahr zu verpflichten, dem Heiligen Geist ganz bewusst Raum zu geben. Die damit verbundene Haltung beschrieb er mit folgenden Worten: „Ich will mich dafür einsetzen! Ich will nicht nur offen sein für den Heiligen Geist, sondern ich will ihn in meiner Gemeinschaft fördern, wo immer ich das kann, mit allen meinen Möglichkeiten! Wir können ja mal ein Jahr probieren, was das macht.“ Es gehe hier um eine feste Entschlossenheit. Dabei war es Rusts Leitgedanke, nicht nur auf den Heiligen Geist zu warten, sondern sich aktiv dafür einzusetzen und sein Wirken zu erwarten.

Keine Kirche ohne Heiligen Geist

Den Geist Gottes zu erwarten und herbeizusehnen, sei eine Existenzfrage für die Kirchen: „Man kann nicht Kirche Jesu Christi bleiben ohne Heiligen Geist. Oder, dass es mal gerade so reicht für die Bekehrung. Der Heilige Geist schiebt Christus in die Mitte deines persönlichen Lebens. Er wohnt in dir. Und er wohnt in seiner Gemeinde. Er wohnt in seinem Volk. Ja, er will sogar wohnen in der ganzen Schöpfung … Das heißt, da kommt etwas zusammen, auch die Frage der ökologischen Kompetenz.“
Heinrich Christian Rust erinnerte in Würzburg an ein Wort von Jesus über den Heiligen Geist, das er seinen Jüngern und Freunden sagte, bevor er sie verließ (Joh 16,7ff): „Seid froh, dass ich gehe, sonst wird der Heilige Geist nicht kommen, denn dieser wird euch alles erklären. Er wird euch in die ganze Wahrheit führen.“ Der Heilige Geist ist die lebendige Dogmatik.

Herzensthema: Einheit der Christen

Dr. Heinrich Christian Rust war einer der maßgeblichen Verantwortlichen des CCD und bis zuletzt Mitglied im Steuerungsteam. Das Miteinander und die Einheit der Christen wurde in den letzten Jahren ein vordringliches Thema für ihn, ein Herzensthema, das er leidenschaftlich verfolgte. Angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen sei die „versöhnte Einheit der Christen kein Luxus, sondern überlebenswichtig“, so hatte er es schon früher formuliert. Er wies darauf hin, dass es heute über 40.000 christliche „Denominationen“ (im Sinne von Glaubensrichtungen) gebe.
Der Theologe formulierte einen Vierklang der Ökumene, dem Miteinander der Christen – eine Sicht, die für den CCD grundlegend wurde: die Ökumene der Wahrheit (Theologie), die Ökumene der Sendung (Missiologie), die Ökumene der Herzen (Spiritualität und Gemeinschaft) und die Ökumene der Herrlichkeit (Doxologie).

CCD entstand durch den Ruf des Geistes

In der Entstehung des CCD sah Rust eine Antwort auf das Rufen des Geistes. Es waren Gerhard Proß (Miteinander für Europa) und Pfarrer Henning Dobers (Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche in Deutschland, GGE), die 2015 den Impuls für das Leitertreffen zunächst vorantrieben und das Gespräch mit anderen Leitern suchten. Sie sind seitdem im Steuerungsteam des CCD. Dessen Sprecher sind seit 2023 Dr. Tillmann Krüger (Friedenskirche Braunschweig) und Rainhard Wedeleit (Vineyard-Bewegung DACH, Hamburg).
Der CCD wurde ins Leben gerufen, weil die Initiatoren einen prophetischen Impuls aufnahmen: Ziel war, kirchliche Verantwortungsträger angesichts bevorstehender Erschütterungen unter dem Leitgedanken „Kommt zusammen und sucht mein Angesicht“ zusammenzurufen. Nach dem ersten CCD-Treffen 2018 sollten große Erschütterungen nicht lange auf sich warten lassen: Bald danach, im März 2020, kam es zur Corona-Pandemie und im Februar 2022 zum Ukrainekrieg mit all den schwerwiegenden Folgen und Auswirkungen. Seitdem scheint die Krise der Normalzustand in der westlichen Welt zu sein – viele sprechen von gleichzeitigen multiplen Krisen.

Autor

  • Norbert Abt ist Journalist und Medienberater. Er hält Vorträge und predigt in Kirchengemeinden. Gemeinsam mit Eva Heuser ist er verantwortlich für www.zweikoepfe.net, ein Blog für Religion, Zeitgeschehen und Recht. Norbert Abt absolvierte ein Magisterstudium in Politik, Soziologie und Publizistik.

    Alle Beiträge ansehen

Ihnen hat unsere Kostprobe gefallen?

Dann finden Sie hier die Abo-Möglichkeiten und erhalten die Inhalte in vollem Umfang