Von Guten Mächten wunderbar geborgen

Das düstere Jahr 2024 verabschiedet sich.

Hand aufs Herz – ein solch düsteres Jahr wie 2024 haben wir in der westlichen Welt lange Zeit nicht erlebt. Was war da bloß los – Naturgewalten hielten die Menschen in Atem: nie so häufig dagewesene Wirbelstürme, Überschwemmungen, Erdbeben, leider auch immer wieder Kriege und Schmerzensschreie. Millionen von Menschen verloren so ihre Heimat, gewaltige Flüchtlingsströme markierten die Weltkarte und immer wieder trauerten die Menschen um verunglückte Verwandte und Freunde. Bei so viel Leid schwindet jeder Optimismus. Entsprechend düster sehen die Prognosen für das Jahr 2025 aus.

Doch gerade jetzt, wo die Welt wieder einmal aus ihren Fugen gerissen wird, sind wir Christen aufgerufen Hoffnung in der Welt verbreiten. Schließlich ist der Gott, dem wir Christen dienen, ein Gott der Hoffnung. Apostel Paulus schreibt an die Römer:

„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes“ (Römer 15:13, Einheits­übersetzung).

Es ergibt Sinn und es lohnt sich, in der Welt über Gott, der die Hoffnung für die Welt ist, zu reden und seine Nähe durch Wort und Tat zu verdeutlichen, denn so werden wir Menschen wieder mit Freude und Frieden im Glauben erfüllt. Reich an Hoffnung bringt Kraft im Heiligen Geist!

Mit Gott Zuversicht finden

Wer in der Nähe Gottes durch das Leben pilgert, hat inmitten aller Traurigkeit dennoch Hoffnung und Zuversicht. Hier beeindruckendes Beispiel des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Mitglied der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime in Deutschland. Bonhoeffer wurde 1943 verhaftet und dann 1944 hingerichtet.[1] Trotz Schreib- und Redeverbot sind aus seiner Feder ermutigende Texte bekannt geworden. Hier weise ich auf das 1944 im Gefängnis verfasste, allseits bekannte Lied „Von Guten Mächten“ hin. Im Text heißt es:[2]

  1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
    behütet und getröstet wunderbar,
    so will ich diese Tage mit euch leben
    und mit euch gehen in ein neues Jahr.

    2. Noch will das alteunsre Herzen quälen,
    noch drückt uns böser Tage schwere Last.
    Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
    das Heil, für das du uns geschaffen hast.

    3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
    des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
    so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
    aus deiner guten und geliebten Hand.

    4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
    an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
    dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
    und dann gehört dir unser Leben ganz.

    5. Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
    die du in unsre Dunkelheit gebracht,
    führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
    Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

    6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
    so laß uns hören jenen vollen Klang
    der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
    all deiner Kinder hohen Lobgesang.

    7. Von guten Mächten wunderbar geborgen,
    erwarten wir getrost, was kommen mag.
    Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
    und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer, lebte in wirklich düsteren Zeiten. Er hatte, menschlich gesehen, wenig Grund für Zuversicht und Hoffnung. Aber durch seinen Glauben an Gott darin fand er eine tiefe Quelle für Frieden und tröstliche Zuversicht.

Als Heilige leben in 2025

Die Bibel nennt die Nachfolger von Jesus Christus Heilige (Phil. 4,21 u.a.). Und heilig sind wir nicht auf Grund unserer besonderer Taten oder gewisser Ablass-Handlungen, sondern allein aus Gnade auf Grund von Glauben (Eph. 2,8-9). Nicht wir eignen uns den Status eines Heiligen an, sondern Gott schenkt uns diesen, wenn wir ihn in unserem Herzen Raum geben. Der Apostel Petrus schreibt (1Petr. 3,14-16):

„Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen.“ 

Wer Christus im Herzen hat, der hat Hoffnung und ist bereit, jederzeit über diese Hoffnung Rechenschaft abzulegen. So wird heiliges Verhalten, guter Wandel erkannt und von der Welt geschätzt, und das inmitten aller potenziellen Widrigkeiten.


[1] Bonhoeffers Leben wurde in zahlreichen Biographien beschrieben. Siehe hier: Wilhelm LandgrebeDietrich Bonhoeffer. Wagnis der Nachfolge. 6. Auflage. Giessen: Brunnen 1986).

[2] Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. 2. Auflage. (München: Evangelischer Presseverband für Bayern 1995). Die Textfassung des Evangelischen Gesangbuchsist, mit wenigen Abweichungen in der Interpunktion, die des Bonhoefferschen Autographs.

Autor

  • Dr. Johannes Reimer ist Professor für Missionswissenschaften an der University of South Africa (UNISA), Pastor im Ruhestand und Autor mehrerer Veröffentlichungen zum Thema Frieden in der Welt.

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