Wenn der Heilige Geist lehrt

In unserer Schulzeit, aber auch später als Erwachsene, hatten wir ganz unterschiedliche Lehrer: gute und schlechte, starke und schwache. Sie haben uns geprägt – positiv, aber auch negativ. Sie sollten uns nach dem Lehrplan Wissen vermitteln und mit Prüfungen den Lernfortschritt feststellen.
Wenn wir den Heiligen Geist als Lehrer etwas besser kennenlernen, entdecken wir: Sein bevorzugtes Lehrmittel ist die Heilige Schrift. Doch geht es ihm um viel mehr als einfach nur biblisches Wissen zu vermitteln.

Der Heilige Geist tröstet

Jesus versprach den Jüngern aller Zeiten: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26).
„Tröster“ ist eine Übersetzungsvariante des griechischen Begriffs parakletos. Andere Übersetzungen sind „Helfer“, „Beistand“, „Anwalt“ u. a. Sein bevorzugtes Mittel, uns zu helfen und zu trösten, ist die Heilige Schrift. Mit diesem Wort Gottes leitet er uns in alle Wahrheit und macht uns frei. „Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben“ (2 Tim 3,16). Er will sie uns lebendig machen, sie uns auslegen, uns zu Anwendern machen und uns verwandeln.

Der Heilige Geist führt

Bei seinem Stabwechsel im Jesus Centrum Kassel verglich Matthias Jordan die Heilige Schrift mit einer Landkarte und betonte: Wenn der Heilige Geist sich auf die Buchstaben legt und das Wort lebendig macht, dann wird die Landkarte zum Navigator für unser Leben. Er zeigt uns, wo wir uns auf unserer Reise mit Gott befinden und führt uns von Station zu Station zum Ziel.
Der Heilige Geist erweckt und belebt die Worte der Bibel. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes bleiben die Buchstaben leblos, und Christen laufen Gefahr, in toter Schriftgelehrsamkeit zu enden. Im Kopf weiß man, was in der Bibel steht, vielleicht sogar wo, aber man verpasst die Herzensansprache und das Ziel aller Lehre: „Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben“ (1 Tim 1,5).
Durch das Wirken des Heiligen Geistes wird das geschriebene Wort zum sprechenden Wort, das nicht im Kopf stecken bleibt, sondern zu Herzen geht und uns in der Liebe wachsen lässt.

Der Heilige Geist als Life Coach

Es gibt verschiedene Lehrinhalte und unterschiedliche Arten, wie er sie uns durch die Schrift vermittelt. Grundsätzlich lehrt uns der Heilige Geist ganzheitlich. Er spricht sowohl unseren Verstand als auch unser Herz an und möchte zugleich, dass wir die Wahrheiten seines Wortes erleben und anwenden.
Das hat mich im Alpha-Kurs immer wieder fasziniert: Es wird einerseits Wissen vermittelt, z. B. warum die Bibel glaubwürdig ist. Die Teilnehmenden erhalten aber auch Hilfen für einen neuen Lebensstil und erfahren den Heiligen Geist, der ihnen die Kraft dazu gibt.
Als Life Coach offenbart er uns die Wahrheiten der Weisheitsliteratur, insbesondere der Sprüche. Wir entdecken die Prinzipien des Reiches Gottes und lernen, sie in unserem Leben anzuwenden: Wie sollen wir mit unseren Finanzen oder mit unseren Nachbarn umgehen? Wir werden gewarnt vor unheiligen Beziehungen und ermahnt, auf unsere Worte zu achten. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Das Ziel der Lehre ist, dass wir in allen Bereichen unseres Lebens gesegnet werden, andere segnen können und dadurch Gott ehren.

Der Heilige Geist lehrt uns zu beten

Der Heilige Geist lehrt uns zu beten. Er hat uns eine himmlische Sprache gegeben, mit der wir im Geist beten, bitten, loben und danken können (1 Kor 14) – gerade dann, wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen. Er lehrt uns, in ständiger Gemeinschaft mit Jesus zu leben und seine Worte kraftvoll in uns wohnen zu lassen. „Dann können wir ihn bitten, was wir wollen, und es wird geschehen“ (Joh 15,7).

Der Heilige Geist lehrt uns zu vertrauen

Er lehrt uns zu vertrauen, indem er uns Gottes Wege mit den Menschen der Bibel zeigt. Wie er mit Israel gehandelt hat, wie er sie geführt hat, was er ihnen verheißen hat, so will Gott auch mit uns handeln.
Aber auch durch sein direktes Reden setzt er in uns Glauben frei, der uns zu mutigen Entscheidungen befähigt. Ich erinnere mich an manche innere und äußere Auseinandersetzung im Vorfeld meiner Berufung in den vollzeitlichen Dienst. Mittendrin erreichte mich durch ein Kalenderblatt das Wort: „Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun“ (1 Thess 5,24).
Mit diesem Wort, das mich tröstete und meinen Glauben stärkte, fasste ich den Entschluss, eine theologische Ausbildung in der Schweiz zu beginnen. Bis heute trägt mich dieses Wort durch alle Phasen meiner Berufung.

Der Heilige Geist lehrt uns zu kämpfen

Er lehrt uns, wie sein Wort zum Schwert des Geistes wird, mit dem wir uns verteidigen können. Mitten im Kampf erinnert er uns an Schriftworte, mit denen wir jeder Lüge mutig entgegentreten können. Ein gutes Beispiel ist die Versuchung Jesu in der Wüste in Lukas 4: Auch der Teufel kennt die Schrift und verdreht sie für seine verführerischen Absichten. Jesus, der zuvor die Taufe im Heiligen Geist im Jordan empfangen hatte, hielt mit der Schrift dagegen – und der Teufel musste von ihm ablassen.

Der Heilige Geist offenbart uns Geheimnisse

Wie eingangs erwähnt, geht es dem Heiligen Geist nicht in erster Linie darum, biblisches Kopfwissen zu vermitteln. Er will unserem Herzen Geheimnisse in der Heiligen Schrift offenbaren und Offenbarungserkenntnisse schenken.
Wie damals der Heilige Geist den Aposteln seine Weisheit offenbarte, so sollen wir durch den Heiligen Geist die Wahrheiten Gottes in der Bibel erkennen. Nur der Geist hat erkannt, was in Gott ist, er erforscht die Tiefen Gottes und lässt uns daran teilhaben.
Die biblischen Geheimnisse sind keine Sonder-offenbarungen für besonders Auserwählte. Der Heilige Geist, der Menschen dazu bewegt hat, Offenbarungen niederzuschreiben, möchte, dass alle Kinder Gottes sich auf die Suche nach den Schätzen der Schrift machen. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass wir die Schrift aus der Gemeinschaft mit ihm heraus lesen.
Auf die besondere Rolle des Sprachengebets bei der Entdeckung der Geheimnisse kann ich hier nicht weiter eingehen. Kenneth E. Hagin meint hierzu: „Die meisten Einsichten habe ich während des Sprachengebets empfangen.“
Um die Schätze der Schrift zu heben, reicht ein flüchtiges Lesen nicht aus. Das Wort der Schrift will in uns bewegt werden, bis es uns bewegt. Wer das tut, dem winkt wunderbarer Lohn: „Glücklich zu preisen ist, wer Verlangen hat nach dem Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt Tag und Nacht. Er gleicht
einem Baum, der zwischen Wasserläufen gepflanzt wurde: Zur Erntezeit trägt er Früchte, und seine Blätter verwelken nicht. Was ein solcher Mensch unternimmt, das gelingt“ (Ps 1,2f).
Wie Paulus können wir beten, dass wir die Geheimnisse entdecken, um Gott immer besser zu erkennen, und dass wir alles Notwendige erkennen (Eph 1,17ff).

Gottes Werk und unser Beitrag

So erschließt Gott uns also die Geheimnisse der Schrift, lässt uns Weisheit empfangen und anwenden, die unser Leben gelingen lässt. Er macht uns Schriftworte lebendig, die uns in geistlichen Auseinandersetzungen siegreich, entscheidungswillig und entscheidungsfähig machen.
Er hilft, Wahrheiten zu verinnerlichen und in die Tat umzusetzen. Wenn uns die Motivation zum Hören und Gehorchen fehlt, dürfen wir ihn um Hilfe bitten. Ebenso wenden wir uns an den Heiligen Geist um Führung und Weisheit bei der Umsetzung und um Ausdauer und Geduld mit uns selbst.
Unser Beitrag ist die selbstgewählte Abhängigkeit, den Heiligen Geist allezeit um Hilfe zu bitten.

Mein persönlicher Umgang mit dem Wort Gottes

Auf meinem Weg mit Gottes Wort habe ich vieles ausprobiert, allein und mit anderen. Ob durch Bibelstudium oder theologische Ausarbeitungen, ob durch Bibellesen nach einem Plan oder mit der Jahresbibel: Es gibt keinen falschen Weg.
Zur Zeit lade ich jeden Tag den Heiligen Geist ein, mich zu einer bestimmten Stelle oder Geschichte in der Bibel zu führen. Oft bekomme ich nur die Bibelstellen und weiß nicht, was darin steht. Das Lesen ist dann wie ein „Überraschungsei“. Spannend war es für mich vor einiger Zeit, als ich an drei aufeinander folgenden Tagen nur drei verschiedene Bibelstellen bekam. Jedes Mal kannte ich den Inhalt vorher nicht. Jedes Mal aber lehrte mich der Heilige Geist den unterschiedlichen, aber erfolgreichen Umgang mit Bedrohungen.
Manchmal erinnere ich mich auch an den Wortlaut einer Stelle oder an eine bestimmte Geschichte. Das können bekannte Worte sein, die ich nicht nachschlagen muss, wie z. B. „Der Herr ist mein Hirte“ (Ps 23,1). Wenn ich darüber still werde, empfange ich sein aktuelles Reden in meiner Situation. Meistens schreibe ich es dann auf und spreche mit Gott darüber.
Gott will, dass wir die Bibel kennen. Wie Timotheus sollen wir mit dem Wort der Schrift vertraut sein, gelehrt durch den Heiligen Geist. Dann werden wir den gleichen Nutzen erfahren: „(Du) bist von Kind auf mit den heiligen Schriften vertraut, aus denen du alle Wegweisung bekommen kannst, die zur Rettung nötig ist – zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen. So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist“ (2 Tim 3,15ff).

Autor

  • Ehemann von Uta und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Mit einem Team gründete er eine Gemeinde, die er 25 Jahre als Pastor leitete. Seit 2022 ist er Redaktionsleiter von Charisma sowie Missionspartner bei Globe Mission.

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