Professor Dr. Jörg Knoblauch war für mich 30 Jahre wie ein Fels, der Halt und Orientierung gab. Ein väterlicher Freund und Mentor wie es nur wenige gibt. Am letzten Freitag ist er im Alter von 75 Jahren gestorben. Heute wird er in Gingen beerdigt.
Ein innovativer Vordenker
„Hast du gerade mal einen Moment, setz dich doch zu mir hin“ – so lautete häufig die Einladung, wenn Jörg Knoblauch und ich uns zufällig auf Tagungen oder Konferenzen trafen. Mit wachen Augen und einem schelmischen Lächeln lud er mich gerne zu einem Stegreif-Gespräch ein.
Jörg war neugierig, was mich gerade umtrieb, welche Bücher mich beschäftigten, welche Trends ich gerade neu entdeckt hatte. Ein Schlüsselerlebnis war eine gemeinsame Kreuzfahrt 1998 über die Großen Seen nach Chicago. Gemeinsam mit seiner Frau Elfi saßen wir abends am Tisch und diskutierten über Gott und die Welt.
Gott und die Welt – das war seine große Leidenschaft. Jörg war ein engagierter Christ, der Business und Glaube ohne Berührungsängste miteinander verband. Sehr früh begeisterte er sich für die Mega-Church Willow Creek in Chicago und holte sie zu Kongressen nach Deutschland.
Auch der große Kongress für Führungskräfte KcF war eine Initiative von Jörg Knoblauch. So lange ich ihn kannte, hatte er große Visionen und tausende von Ideen – gleichzeitig den Mut und die Kraft seine Träume auch umzusetzen.
Sein Pragmatismus hat mich begeistert
Eine Begegnung mit Jörg in meiner Zeit als Redaktionsleiter beim Fernsehen bleibt unvergesslich. Morgens erhielt ich den Anruf von einem Interviewgast, dass er krank sei und am Nachmittag nicht zur Talkshow kommen könne.
Es blieben nur wenige Stunden bis zur Sendung. In meiner Not rief ich bei Jörg Knoblauch an: „Hast du kurzfristig Zeit? Könntest du als Gast einspringen?“ Innerhalb von drei Minute hatte ich seine Zusage. Jörg organisierte einen Fahrer, der ihn drei Stunden von Gingen ins Studio fuhr. Pünktlich zur Sendung war er da.
Dieser Pragmatismus hat mich immer begeistert. Ein Mann der Tat, der wenn es sein muss, die Ärmel hochkrempelte und selbst Hand anlegte. Als Mentor hat mir Jörg etliche Türen geöffnet und mir immer auch viel zugetraut.
Über Jahre war ich Mitglied in seinem Unternehmensbeirat – gemeinsam mit Professor Kurt Nagel, Werner Küstenmacher, Wolfram Heidenreich und Professor Lothar Seifert. Ein Fahrer holte uns am ICE Bahnhof in Ulm ab und brachte uns in das Privathaus in Gingen. Eine wunderschöne Villa im Bauhausstil, in der er mit seiner Frau Elfi die Gäste empfing.
Diese Treffen waren immer ein Win-Win für alle Teilnehmer. Intensive Diskussionen über aktuelle Trends, neue Business-Chancen. Jörg Knoblauch war am Puls der Zeit, hörte das Gras wachsen und nutzte früh die Chancen.
Letzte Begegnung auf Mallorca
Im November haben wir uns bei den Dreamdays auf Mallorca zum letzten Mal gesehen. Wir verbrachten vier intensive Seminartage. Danach schrieben wir uns noch ein paar Mails – aber ich hatte innerlich den Eindruck, es könnte unsere letzte Begegnung gewesen sein. Im Nachhinein ein kostbares Geschenk, zumal ich auf Mallorca bereits seine nachlassende Lebensenergie spürte.
Von dem Fernsehmoderator Roger Willemsen gibt es ein treffendes Zitat: „Früher saß ich in Fahrtrichtung, hungrig, alles zuerst zu sehen, was kam. Später saß ich gegen die Fahrtrichtung, um von allem Abschied zu nehmen, was ging.“ Dieser Ausspruch bringt sehr gut das Leben von Jörg Knoblauch auf den Punkt.
Der Hunger auf alles Neue und die Bereitschaft auch geliebte Projekte wieder loszulassen. Nach und nach trennte er sich von seinen Lebens-Werken: Den initiierten Konferenzen, aber auch von den Firmen: Drillbox, Tempus und Persolog.
Unsere Liebe zur Schokolade
Seinen Freunden und Kunden schickte er zu Weihnachten ein letztes Mal seinen Jahresrückblick – ausgestanzt mit einer speziellen Jörg-Knoblauch-Form. Darauf 12 Highlights und humorvolle Statistiken – wie seinen jährlichen Schokoladenverbrauch.
Mein Freund Jörg war ein seltenes Unikat – ein Mutmacher und ein hochtouriger Visions-Motor. Er hat mein Leben über Jahrzehnte geprägt. Ich werde heute eine Tafel seiner geliebten Ritter-Sport aufknacken und an ihn denken. Danke für dein Vorbild, lieber Jörg.
