Schlüssel in die Freiheit

Immer wieder erleben auch Christen inmitten von Verfolgung Gottes übernatürliches Eingreifen. Hier ein wunderbares Zeugnis aus dem Leben von Sara* aus dem Irak.

Sie sei schon immer neugierig gewesen, sagt Sara. Während wir in ihrer Küche sitzen, erzählt uns die 30-Jährige ihre Geschichte. Aufgewachsen ist sie in einem christlichen Viertel in Bagdad. Saras Familie war muslimisch, aber die meisten Nachbarn und auch Saras beste Freundin waren Christen. Neugierig, wie sie war, stellte Sara viele Fragen: Was hatte es damit auf sich, dass ihre Freundin jede Woche zur Kirche ging? Was tat sie dort? Und was genau glaubten Christen eigentlich?

Als Sara etwa 15 Jahre alt war, bekam sie von ihrer Freundin eine Bibel geschenkt. Sie begann zu lesen, war über die Unterschiede zum Koran verwundert, verstand vieles nicht und war gleichzeitig sehr fasziniert. Das setzte eine mehrjährige Entdeckungsreise in Gang, an deren Ende Sara den Entschluss fasste, Jesus nachzufolgen.

Zehn Tage, zehn Träume

Saras Eltern taten ihr Interesse für den christlichen Glauben anfangs als jugendliche Laune ab. Aber schließlich mussten sie feststellen, dass Sara es ernst meinte. Obwohl sie selbst keine besonders frommen Muslime waren, konnten sie es nicht dulden, dass ihre Tochter sich vom Islam abgewandt hatte. Um sie zu bestrafen, nahm Saras Vater ihr ihr Handy ab und schloss sie in ihr Zimmer ein. »Mal sehen, wie dein Gott dich hieraus befreit«, sagte er. Zehn Tage lang hielt er Sara eingesperrt – ohne Essen, ohne Kontakt zur Außenwelt. Sara treten Tränen in die Augen, als sie davon erzählt. Aber auf einmal fängt sie durch die Tränen hindurch an zu lächeln. »Jede Nacht hatte ich den gleichen Traum«, erklärt sie. »Ich träumte, dass ich an einem dunklen Ort war, aber jemand nahm mich bei der Hand und holte mich von dort heraus. Obwohl mir meine Situation ausweglos und hoffnungslos erschien, vertraute ich auf Jesus.«

So ausweglos ihre Situation schien – nach zehn Tagen wurde sie noch auswegloser. Saras Vater öffnete die Tür – aber nur um ihr mitzuteilen, dass er sie am nächsten Morgen mit einem entfernten Verwandten verheiraten würde. »Ich habe dich wohl nicht gut genug erzogen. Vielleicht kann er es«, waren seine Worte, bevor er die Tür erneut abschloss. Eingeschlossen mit ihrer Angst und dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit und völliger Einsamkeit zweifelte Sara an allem. Daran, dass Jesus existierte. Daran, dass er es gut mit ihr meinte. Sie legte sich schlafen mit dem tiefen Wunsch, in der Nacht zu sterben und den morgigen Tag nicht erleben zu müssen. »Aber als ich an meinem tiefsten Punkt angelangt war, hat Jesus mich heraufgeholt«, sagt sie. Denn in dieser Nacht hatte sie ein Erlebnis, das geradewegs aus der der Apostelgeschichte zu stammen scheint (siehe Apg 12,6ff.).

Nächtliche Reise

Sara erzählt: »Jemand kam herein wie ein Licht. Er nahm meine Hand und führte mich raus aus dem abgeschlossenen Zimmer. Ich fühlte mich dabei wie eine Schlafwandlerin. Die Person setzte mich in ein silbernes Auto. Am nächsten Morgen wachte ich in einem Hotelzimmer auf, in einer Stadt im Nordirak, mehrere Stunden von meiner Heimatstadt entfernt. Als ich merkte, wo ich mich befand, hatte ich große Angst. Gleichzeitig dachte ich, dass ich immer noch träumte. Aber dann kam ein Hotelangestellter herein und brachte mir Essen.«

Sara realisierte, dass Jesus sie wahrhaftig und auf wunderbare Weise befreit hatte.

»Hattest du nicht die Schlüssel zu meinem Zimmer?«

Nach zwei Tagen stand ihr Vater vor der Tür. Ein Mitarbeiter des Hotels hatte ihn informiert, denn dass eine junge Frau ohne männliche Begleitung in seinem Hotel wohnte, hatte ihn misstrauisch gemacht.

»Wer hat dich aus deinem Zimmer befreit und hierhergebracht?«, verlangte Saras Vater zu wissen. Er konnte es sich nicht erklären, wie seine Tochter entkommen war. Wie sich herausstellte, war die Überwachungskamera am Haus ihrer Eltern mitten in der Nacht angehalten worden. Auch am Checkpoint, den Sara auf ihrer Fahrt in den Nordirak passiert haben musste, hatte die Kamera die Aufzeichnung gestoppt – aus scheinbar unerfindlichen Gründen.

Sara spürte, wie Jesus ihr Kraft gab. Ruhig antwortete sie ihrem Vater: »Ich möchte dich Folgendes fragen: Hattest du nicht die Schlüssel zu meinem Zimmer? Hattest du nicht mein Handy? Hätte ich mit irgendjemandem Kontakt aufnehmen können? Und selbst wenn ich die Kamera am Haus hätte sabotieren können, wie sollte ich das am Checkpoint getan haben? All diese Dinge sind passiert, weil du Gott auf die Probe gestellt hast. Du hast gesagt: ›Soll dein Gott dich doch befreien.‹ Und genau das hat er getan.«

Saras Vater war sprachlos. Schließlich stieß er hervor: »Es wäre mir lieber gewesen, wenn du mit einem Mann durchgebrannt wärst, als das hier!« Dann machte er sich zurück auf den Weg nach Bagdad. Sara blieb im Nordirak. Sie hat sich taufen lassen und einer christlichen Gemeinde angeschlossen. Für ihren Vater ist sie gestorben, er hat sie sogar aus dem Familienstammbaum streichen lassen. Saras großes Gebetsanliegen ist es, dass ihr Vater den Mut findet, sich für Jesus zu öffnen. Dass auch er sich dem lebendigen Gott anvertraut, dessen Macht er bereits im Leben seiner Tochter gesehen hat und der auch ihn zu sich ziehen möchte.

Abdruck aus dem Monatsmagazin Mai 24 mit freundlicher Genehmigung von Open Doors. Das Magazin kann bestellt werden info@opendoors.de. Weitere Infos: www.opendoors.de

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