DIE HÜTTE DAVIDS – TEIL 2
Im ersten Teil haben wir gesehen, dass der neutestamentliche Lobpreis stark mit dem Herzen Davids verbunden ist. Unter seiner visionären Leiterschaft entstand eine Gottesdienstkultur, die bis heute für die Gemeinde Jesu relevant ist. Was vor rund 3.000 Jahren in Jerusalem umgesetzt wurde, dient uns als Vorbild, wie Gott angebetet werden möchte.
Im zweiten Teil wollen wir uns damit befassen, wie Lobpreis und geistliche Aufbrüche zusammenhängen und wie wir dazu beitragen können, ihnen mehr Raum zu geben.
Geistliche Erneuerung im AT
Wie ein roter Faden ziehen sich geistliche Erneuerungsbewegungen durch die Geschichte Israels und folgen stets dem gleichen Muster: Das Volk wendet sich vom Glauben ab und erlebt einen geistlichen Niedergang. Am Tiefpunkt kommt es zu einer Rückbesinnung und neuen Hinwendung zu Gott, die schließlich in eine wiederhergestellte Beziehung zu ihm mündet. Man kann diesen Prozess auch als „Erweckung“ bezeichnen.
Und noch etwas lässt sich feststellen: Jede geistliche Erneuerungsbewegung führte gleichzeitig zu einer Wiederherstellung von Lobpreis und Anbetung – angefangen bei der Erweckung unter König Salomo (2. Chr 7,6) über die Erweckungen unter Jojada (2. Chr 23,18), Hiskia (2. Chr 29,30), Josia (2. Chr 35,15), Serubbabel (Esr 3,10) bis Nehemia (Neh 12,24). Allen diesen Ereignissen ist gemeinsam, dass sie von einer Wiederherstellung der Anbetung nach dem Vorbild Davids begleitet waren. Das gilt bis heute.
Erweckung bewirkt lebendigen Lobpreis
So ist es nicht verwunderlich, dass die Erweckungen der Gemeinde Jesu in den vergangenen Jahrhunderten immer auch mit einer Wiederbelebung von Lobpreis und Anbetung einhergingen. Das gilt für die Reformation Martin Luthers, die Aufbrüche der Herrnhuter, die verschiedenen freikirchlichen und pfingstlichen Erweckungen bis zur charismatischen Erneuerungsbewegung – sie alle waren Katalysatoren eines freien und lebendigen Lobpreises nach dem Vorbild Davids.
Was war nun das Besondere am Lobpreis Davids und was zeichnete ihn aus, so dass sich Generationen nach ihm als Vorbild orientierten? Dazu wollen wir einen Blick auf einen Abschnitt werfen, der zeigt, wie der Lobpreis in Davids Anbetungszelt organisiert war und nach welchen Kriterien die zum Dienst Berufenen ausgewählt wurden. In 1. Chronik 25,1-7 lesen wir von vier Merkmalen, die den davidischen Lobpreis kennzeichneten und die als Grundlage für jeden Lobpreisdienst angesehen werden können.
❶ Der prophetische Geist
Das Erste, was ich an dieser Stelle hervorheben möchte, ist, dass David von den Musikern und Sängern verlangte, nicht nur eine Abfolge von eingeübten Liedern zu spielen. Er verstand Musik und Gesang als Ausdruck prophetischen Wirkens und suchte deshalb Musiker, die nicht nur ihr Instrument spielen konnten, sondern auch die Fähigkeit besaßen, geistliche Impulse weiterzugeben. Aus diesem Grund wurden die damaligen Musiker dazu angehalten, auf ihren Instrumenten zu „prophezeien“. Im Grundtext steht dafür das Wort „naba“, das sich nicht nur auf die Gabe der Prophetie bezieht, sondern das Verhalten einer Person beschreibt, die unter dem Einfluss des Geistes Gottes steht. Die für den Lobpreisdienst ausgewählten Musiker und Sänger sollten sich also dem prophetischen Geist aussetzen, damit ihr Lobpreis zu einem übernatürlichen Instrument göttlichen Wirkens werden konnte. David selbst erlebte immer wieder, wie das Spiel seiner Harfe nicht nur menschliche Herzen, sondern auch die geistliche Welt in Bewegung setzte. Ein anschauliches Beispiel ist die Befreiung des Königs Saul von einem dämonischen Geist (1 Sam 16,23).
❷ Vaterschaft und Sohnschaft
Ein weiteres Merkmal der erwecklichen Anbetung, das uns dieser Text zeigt, ist die Vaterschaft. Es wird berichtet, dass alle Musiker und Sänger ihren Dienst unter der Anleitung ihrer Väter verrichteten. Wahre Anbetung ist immer mit dem Geist der Vaterschaft verbunden und von ihm durchdrungen. Deshalb sagte Jesus zu der samaritischen Frau, dass die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden (Joh 4,24). David verstand dieses Prinzip und stellte den Lobpreisdienst unter die Obhut der Väter, damit sich eine Gottesdienstkultur entwickeln konnte, die vom Geist der Sohnschaft geprägt war. Väter geben Identität, fördern, unterstützen und bewahren. Wahre Söhne wissen sich angenommen und geliebt, sind frei und müssen sich und anderen nichts beweisen. Vaterschaft und Sohnschaft sind zwei Dinge, die in unserer heutigen Lobpreiskultur unbedingt wachsen sollten.
❸ Der geistliche Konflikt
Drittens möchte ich hervorheben, dass die Musiker und Sänger mit Hilfe der militärischen Befehlshaber ausgewählt wurden. Erinnern wir uns daran, wie König Joschafat, als Juda in Bedrängnis war, den bewaffneten Soldaten eine Gruppe von Musikern und Sängern voranstellte, um den feindlichen Truppen entgegenzuziehen. Die Schlacht wurde sozusagen im Lobpreis geschlagen (2 Chr 20,21-22). Der geistliche Konflikt zeigt sich wohl nirgendwo deutlicher als in der Anbetung Gottes. Lobpreis ist immer auch Kampf, denn es geht um die Ehre Gottes und um geistliche Freiräume. Nur wer sich dessen bewusst ist und sich militärisch disziplinieren und einordnen kann, ist für diesen Dienst qualifiziert.
❹ Musikalische Fähigkeiten
Schließlich sehen wir, dass die Musiker und Sänger, die David berief, sich durch ein hohes Maß an musikalischem Geschick auszeichneten. „Sie waren alle Meister“ (1 Chr 25,7). Meister wird man nicht über Nacht, denn meisterhaft Musik zu spielen, ist das Ergebnis hingebungsvollen Übens. Hier sehen wir auch, wie sehr die Spontaneität des Prophetischen mit der Qualität des Musikalischen zusammenhängt. Je geübter wir sind, desto freier und besser können wir den Impulsen des Geistes folgen. So ist ein Kennzeichen erwecklicher Anbetung immer auch musikalische Exzellenz.
Gott ist auch heute noch dabei, die Hütte Davids und alles, was damit zusammenhängt, wieder aufzubauen. Lobpreis und Anbetung spielen dabei eine zentrale Rolle. Möge der Herr uns die Gnade schenken, uns mutig und entschlossen für neue Aufbrüche einzusetzen und der Wiederherstellung davidischer Anbetung Raum zu geben.